Montag, 6. September 2010

Der Bulldozer im Café

Wegen Umbaupause in der Glockenbachwerkstatt gab es diesen Monat ein Gastspiel für die Lektionen in Kultur im schönen Café Clara in Schwabing. Wenzel Storch, incredibly strange Filmemacher und Konkret-Kolumnist, würde lesen, Bilder und Filme zeigen, außerdem haben wir eine kleine Ausstellung (Zeichnungen, Tapetenentwürfe, Perlenbilder...) vorbereitet. Wir tragen Pappkrawatten, die aus den Aufstellern der Ikea-Bilderrahmen hergestellt wurden.

Der Herr Storch benutzt für seine Präsentation mein macbook, nachdem wir eine Maus besorgt haben kommt er mit dem System auch ganz gut zurecht; das Gesangsmikro, das als Sprechmikro fungiert, sorgt mitunter für etwas Feedback, wenn er den Abstand zum Mikro verändert, aber meine Hände sind fest am Gain-, Kompressions- und Lautstärkeregler installiert, der Rest trägt durch eine dezente DIY-Ästhetik zum gelungenen Punk-Kommunen-Flair der Storch'schen Memoiren bei. Gespannt lauschen wir den wahnsinnigen Geschichten nebst zugehörigen Patina-Bildern um die Alkoholiker vorm Haus, einem Haus aus Wurst und abfackelnden Kulissen; wir erfahren von den Gemeinsamkeiten von Ministranten-Fanzines ("Missbrauch Aktuell") und Seventies-Porno-Heftchen ("Praline"). In der Pause geht ein Klingelbeutel durch die Reihen, danach kriegen wir noch ein wenig Musik auf die Ohren, erfahren von Sperrmüllfahrten zur Akquise von Kulissen und schauen uns zwei Filmchen vom Bonusmaterial der toll aufgemachten "Die Reise Ins Glück"-DVD-Box an, die mein Rechner aber irgendwie verkackt. Kurzum: Ein rundum gelungener Abend!

Leider kann ich mit Wenzel Storch kein Bierchen mehr trinken, ich habe noch Geburtstagsverpflichtungen, die in der schnellen Liebe beginnen (es gibt Wodka mit Kaffee...), das Pimpernel samt Sodom und Gomorrha aufgrund akuter Überfüllung links liegen lassen und nach einer frustranen Odysee im Sax bei Pernod und schrecklicher Musik enden.

Freitag, 21. Mai 2010

Liars/postmoderne Hexerei/Voodoo

Ich war dann doch bei den Liars. Nach einem Arbeitstag, der so dröge ist, dass man sich selbst html beibringt, braucht man etwas, um Herz, Gehirn und Leber anzuregen. Oh boy-das war mal eine Show. Mit Fol Chen bin ich nicht so ganz warm geworden. Keyboards, Bass, Drums, eine Akkustikklampfe durch die Distortionhölle gejagt; rote Uniformen riefen frohe Erinnerungen an The Make-Up wach, wenn die Songs nur ein wenig mehr Eindruck hinterlassen hätten; mir war das alles ein bißchen zu nett indie-elektrisch tinkywinky, zudem ich kein großer Freund statischer Backingtracks von Laptops mit Apfel bin (habe selbst genügend traumatische Erfahrungen diesbezüglich gemacht), zumindest nicht, wenn der Sound dann einfach nicht stimmt. Die Platte habe ich dann trotzdem gekauft, was ich eigentlich nicht vorhatte, aber nachdem sich die Keyboarderin und Sängerin am Merchstand als The Make-Up-Anhängerin geoutet hatte, und ich ihr aus unerklärlichen Gründen nicht ins Gesicht sagen konnte, warum mir die Musik nicht gefiel (muss irgendein Voodoo-Zauber gewesen sein), konnte ich nicht mehr nein sagen- und gut aussehen tut sie auf jeden Fall (die Platte).

Und dann die Liars...vor maximal 50 Leuten, die auch anfangs erstmal ein paar Meter Abstand nahmen...die Toms riefen uns nach drinnen. Das letzte Mal hatte ich die Band vor Jahren im Atomic Café gesehen (das war die Tour mit dem Hexenverfolgungs-Konzeptalbum), wo sie vor allem Entfremdung und verwirrte Gesichter verursacht hatten (super!); pop-anbiedernd waren sie diesmal natürlich auch nicht, aber zu der Mischung aus schwarzer Magie und Noise gesellte sich doch eine gewisse absurde Showmanship von seiten Mr. Angus Andrew, der gleichzeitig nach Jim Morrison-Modell Dämonen beschwört und sich über sich und das Publikum lustig macht, das darauf reinfällt (und die beiden Ausdruckstänzer direkt vor der Bühne). Ich war teilweise so verzückt, dass ich wie von Sinnen seltsame Schreie ausstieß...

A night to remember. Die Fol Chen Platte ist übrigens saugut! Cheers!

Donnerstag, 20. Mai 2010

Pavement/Pecunia non olet

"Perhaps it's conceptually better not to get back together. Maybe the Smiths will always have something on us. But everyone knows the real reason they won't do it is because they hate each other."

Diese Worte entstammen dem Mund von Stephen Malkmus, und es geht um die Pavement-Reunion-Tour, die am kommenden Samstag auch in München Station macht. In einem Artikel auf Spin Online http://spinmagazine.com/articles/exclusive-inside-pavements-reunion?page=0%2C1 wird auf sehr entspannte Art und Weise der Hintergrund dieser Konzertreise beleuchtet. Nachdem Black Francis sehr deutlich gemacht hat, dass es bei den Pixies-Reunion-Shows weniger um die Kunst als den Kommerz geht, erwidert S.M. ganz nonchalant: "If you're 40, and you leave your family and fly to Australia to do shows, and you're doing it for the art, that seems kind of weird. If you're doing it for the art, stay home with your family."

Offensichtlich gehen die Mitglieder der zumindest nach Ansicht Lee Ranaldos besten Band aller Zeiten nach wie vor ihren seltsamen Jobs nach; so soll Mark Ibold, der mittlerweile auch bei Sonic Youth fest eingestiegen ist, Foodstylist sein. Dann sollen die Jungs doch mal tüchtig absahnen, so viele Leben wie die schon gerettet haben, und wir können uns daran ergötzen, diese seltsam großartige Musik noch einmal live erleben zu dürfen. Man könnte win-win-Situation dazu sagen, wenn man so wollte.

Ich für meinen Teil lasse die Liars heute mal machen und bleibe mit meinen Pavement-Platten zu Hause.